Im Rahmen des Projektes (JC{639}½EDITION ETC. von Sabine Groschup spielt Manon-Liu Winter das Orgelstück von John Cage in einer 64 Minuten (statt 639 Jahre! – in Halberstadt) dauernden Interpretation. Dazu der Artikel „Geisterhände spielen Cage“ als PDF.

… Manon Liu Winter formuliert mit zeitgenössischen Mitteln einen nahezu romantisch-universalen Anspruch. In breiten kristallinen Strukturen verfangen sich dicke Tonflocken, Flächen und Schwärme, schaurig schön. Sicherheit ist ihre Sache nicht.

… „Höllenmaschine“ der österreichischen Medienärchäologin und Klangforscherin Elisabeth Schimana, ein Auftragswerk, das sie für den einzigartigen Max-Brand-Synthesizer geschrieben hat, ein über Jahrzehnte entwickeltes Monster und Urahn des Moog-Synthesizers. Aufgeführt wurde das Stück bereits am Dienstag im rappelvollen Berghain von der Organistin Manon Liu Winter, die rasend schnell auf den beiden Manualen des schrankgroßen Klangkastens mit vier Fußpedalen in die Tasten griff und gewaltige Klänge heraushämmerte, während ein Gehilfe die jeweiligen Schaltkreise steckte, um die subharmonischen Frequenzen immer wieder zu verändern.

Neue Dimensionen in der Kunstszene

Eine Performance zeigenössischer Kunst am 11.10.2013 in Bruck mit u.a. Manon-Liu Winter. In der Ausgabe 42/2013 der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) erschien dazu folgender Artikel von Otto Havelka:

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mica-Interview mit Manon-Liu Winter

Seit zehn Jahren können Studierende der Instrumental(Gesangs)Pädagogik an der Universität für Musik und darstellende Kunst in Wien innerhalb ihres Studiums den Schwerpunkt Improvisation wählen. Er umfasst zwölf Semesterwochenstunden, die die MusikerInnen in Gruppen vor allem mit Manon-Liu Winter, Burkhard Stangl und Gunter Schneider verbringen. Dazu kommen ergänzende Lehrveranstaltungen von Katharina Klement, Harald Huber und Thomas Lang sowie Workshops internationaler GastdozentInnen wie Gene Coleman, Isabelle Duthoit oder DJ Sniff (Takura Mizuta Lippit).

vollständiger Artikel im Internet: http://www.musicaustria.at/magazin/jazz-improvisierte-musik/mica-interview-mit-manon-liu-winter

„Weltallende“
17.01.2013 | Samir H. Köck (Die Presse – Schaufenster)

Intensive musikalische Geisterbahnfahrt Auf „Weltallende“ improvisiert Franz Hautzinger’s Poet Congress (Isabelle Duthoit, Klarinette, Manon-Liu Winter, Klavier, Burkhard Stangl, E-Gitarre) zu den von zwei charismatischen Sprechern eingeworfenen Sprachkaskaden des bis 2001 in der Anstalt Gugging lebenden Künstlers August Walla. Die erfahrenen Freitöner greifen dabei nicht nur mit viel Intuition die poetischen Momente in Wallas wuchtiger Logorrhoe auf. Ob Beklemmung, Wut oder religiöse Fantasien – die abwechslungsreichen Sounds unterstützen Wallas gar nicht so wirre, gar nicht so fremde Gedankenwelt behutsam.

Franz Hautzinger’s Poet Congress: „Weltallende“ (Loewenhertz)

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Kritische Klavierspielerin
Andreas Fellinger über Manon-Liu Winter

Die Musik wurde ihr, wenn schon nicht in die Wiege, dann wenigstens in den Namen gelegt. Aus ihrer Begeisterung für Puccini-Opern machten die Eltern von Manon-Liu Winter, beide übrigens selbst leidenschaftliche HobbypianistInnen, insofern kein Hehl, als sie ihre Tochter nach zwei Figuren daraus bedachten. Dermaßen geprägt, absolviert Manon-Liu Winter ein klassisches Klavierstudium. Auf den so gelegten Schienen war ihr musikalischer Werdegang vorgezeichnet – hätte sie nicht Begegnungen erlebt, die ihr die Augen für andere Aspekte öffneten, sie vom Weg abbrachten.
Der erste wichtige künstlerische Kontakt zu einer offeneren Welt war jener zu Oleg Maisenberg. „Er veränderte mein Klavierspiel fundamental, auch weil er ein konzertierender Vollblutpianist war und überhaupt nicht akademisch“, erzählt Winter im mica-Gespräch. Eine andere Person, mit dessen revolutionärem Werk sich Winter schon früh beschäftigt hat, ist John Cage. Über den erklärten Feind des klassisch tradierten, des unhinterfragten Musikbetriebs hat sie ihre Magisterarbeit verfasst, im Zuge derer sie Cage auch persönlich kennengelernt hat. „Das war eine Zäsur für mich“, sagt Winter.

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Hier regiert Diversität
Interpenetration Festival, Postgarage Graz, 16.-18.12.2009
Andreas Fellinger / freistil #29, Februar / März 2010


Etwas harscher (als das Duo Cordula Bösze & Annette Giesriegl), in Richtung Hardcore-Kammermusik gehen Judith Unterpertinger, Katharina Klement und Manon-Liu Winter ans Werk, greifen ins Innere eines Klaviers und zweier Clavichorde, führen so nebenbei den Unsinn weltberühmter Klaviertrios à la Corea/Hancock/Zawinul ad absurdum und entwickeln aus feinst gesponnenen Klängen, durch Hämmern und Schaben und in stellenweise zauberhaften Miniaturen ein musikalisches Ganzes, in dem sich zart auf hart reimt.

Pianistische Welterkundungen
Andreas Felber / DER STANDARD, 28.01.2008, Seite 18, Kultur

Wien – Am Anfang, im Jahr 2001, stand die Idee, einen an sich klavierlosen Konzertraum für ein Wochenende zu „beflügeln“, herausgekommen ist eine Art jährliche Bestandsaufnahme der individuellen Klangforschungen heimischer Kreativkräfte – mit prominenten Gästen als Stimulus. Dabei hat Wiens kleinstes Jazzfestival in einem der kleinsten Jazzclubs, die Soundgrube im Blue Tomato, gerade einmal 4000 Budget-Euros zur Verfügung. Was diesen und Kurator Hannes Löschel nicht davon abhält, ein hochklassiges Programm zu bieten.
Kein Nachteil ist dabei, dass mancher internationaler Tastenmeister heute nicht mehr eigens eingeflogen werden muss: Georg Gräwe aus Bochum hat erst jüngst seinen Wohnsitz vom ruralen Nickelsdorf nach Wien verlegt. Es bleibt genug Puste, um treibende Klangströme quellen zu lassen, virtuose Wellen und Kaskaden von Tönen, die auch in entschleunigten Phasen kaum jemals zu motivischen Gestalten gerinnen und deren gestische Materialhaftigkeit doch in der expressiven, an den Klavierstücken Schönbergs geschulten Grundhaltung spannungsvoll hintertrieben wird.

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Ein Mächtiger, Leiser, Wilder Workshop mit Manon-Liu Winter
Zeitgenössische (Klavier)Musik am Stiftsgymnasium

Am 11. Dezember besuchte die Wiener Pianistin Manon-Liu Winter auf Einladung des Musikprofessors Helmut Schaumberger das Stiftsgymnasium, um in zwei Workshops über zeitgenössische (Klavier)Musik die Schüler der Oberstufe mit ebendieser vertraut zu machen. Die ausgewiesene Spezialistin gab im ersten Teil ihres Vortrags einen Einblick in die Musikszene der letzten fünfzig Jahre und interpretierte live Werke von Steve Reich und Morton Feldman um im Anschluss daran zu ihrem Spezialgebiet, der Improvisation zu wechseln. Nach einem Hörbeispiel von der CD Brospa, die mit dem Trompeter Franz Hautzinger eingespielt wurde, demonstrierte die Pianistin die vielfältigen Möglichkeiten der Klangraumerweiterung am Klavier. Vor der abschließenden Fragerunde waren die Schüler an der Reihe. Sie führten die „Schüttelmusik“ eines oberösterreichischen Komponisten auf und improvisierten in vier Gruppen dirigiert von Manon-Liu Winter.
Für die Schüler waren diese beiden Stunden vor allem wegen der beeindruckenden pianistischen Leistungen höchst lehrreich und trotz des kurzen Hineinhörens in die neuen Klangwelten konnte doch so manches Ohr für die Ästhetik der neuen Musik gewonnen werden.
Workshop mit Schülern des Stiftsgymnasium am 11.12.2007.

Formulierungskunst

Zeitloses verschränke sich mit linearem Zeitgefühl, behaupten Manon Liu-Winter und Klaus Hollinetz von ihren beiden knapp halbstündigen Improvisationen auf „Soundfishing“ (Einklang) im Beiheft – und übertreiben damit nicht. Die Pianistin und der Elektroniker beweisen ein dramaturgisch sicheres Gespür für die klingende Gestaltung von Zeit, halten inne, wo es sich lohnt, treiben die Spannungsbögen weiter, bevor es langweilig wird. Da stört es gar nicht, dass ihre Idee, sich auf die weitgehend freie Suche „nach einer Erweiterung der Klangmöglichkeiten eines Flügelinnenraums“ zu machen, alles andere als taufrisch ist. So überzeugend wie hier gelingt die computergestützte Verdichtung, Dehnung, Verschiebung unorthodox erzeugter Klavierklänge selten – auch in klanglicher Hinsicht, etwa wenn durch den Nebel des obligaten Computerknisterns ein paar lose, beinahe unheimlich zärtliche Akkordfetzen wehen.

Carsten Fastner im Falter Wien 12/2007 | 21.3.2007 (Seite 64)

Nicht mit dem Denken aufhören
Hannes Schweiger über die Pianistin Manon-Liu Winter

Werden wir eingangs ein wenig persönlich. Manon-Liu ist ein außergewöhnlicher Vorname für eine außergewöhnliche Musikerin und Pianistin. Der Ursprung für die Namensgebung lag in der Opernbegeisterung, im speziellen für jene von Puccini, von Winters Eltern begründet, die auch leidenschaftliche Hobbypianistinnen waren. Sowohl Manon als auch Liu sind Charaktere aus Puccinis Opern. Ein gewisser Grundstein für ein Leben mit Musik war gelegt. Und für Manon-Liu Winter war es in früher Kindheit bereits klar, sich der Musik widmen zu wollen, ja förmlich zu müssen. Dass es mit dem Klavier sein sollte, stand auch außer Frage.
Vorweg ein kleiner Exkurs über die Musikerin Manon-Liu Winter: Winters Name klingt nachhaltig in der österreichischen Szene avancierter Musik, sowohl im Bereich der komponierenden als auch improvisieren-den Ausformung. In den letzten Jahren trifft man sie verstärkt als Improvisatorin an.
Partnerinnen sind/waren hierbei u.a. Persönlichkeiten wie Katharina Klement, Cordula Bösze, Franz Hautzinger, Josef Novotny.

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Franz Hautzinger / Manon Liu Winter – Brospa
[GROB / 544]

Das frei improvisierende Duo Hautzinger/ Winter spielt seine Instrumente gegen jede Gebrauchsanweisung. Winter berührt anscheinend nicht ein einziges Mal die Tasten ihres Klaviers, Hautzinger atmet mehr durch seine Trompete, als das er sie spielt. Rauschen, Brodeln, Dröhnen, Knistern, Schaben und Reißen; die bearbeiteten und manipulierten Instrumente erzeugen fesselnde Klänge lebendig wie ein überwirklicher Organismus, wie eine traumhaft unwirkliche Landschaft, dramatisch, bedrohlich und immer intensiv.

DE:BUG

Die in Wien geborene und lebende Pianistin Manon-Liu Winter erweist sich hier als außerordentlich ernsthafte, mit der Ästhetik der Stücke bestens vertraute Musikerin. So geraten Ustwolskajas Sonaten hart und unerbittlich, ohne dass aber dem desolaten Ausdruck die Struktur der Arbeiten geopfert würden (was bei manch anderen Interpreten der Fall ist). Dieser dezidierte Gestus findet in den Darstellungen der halbgraphischen Blätter von Earle Brown eine erfüllt sprechende Fortsetzung.

Reinhard Schulz